Karl Veitschegger

 

Zeichen der katholischen Tauffeier

Skizze für Kurzreferat bei den Dekanatsbildungstagen 1996 der Katholischen Frauenbewegung in der Steiermark


 

Was christlicher Glaube ist und wozu wir als Christenmenschen berufen sind, wird in der Feier der Taufe (hier im römischen Ritus) grundgelegt und symbolisch dargestellt:

 

Taufe von Antonia 1991

 

Kreuzzeichen

Taufspender und Angehörige bezeichnen den Täufling schon vor der Taufe mit dem Kreuzzeichen. Christsein ist in seinem tiefsten Wesen nicht eigene Leistung, sondern Geschenk (dieser Aspekt wird in der Kindertaufe besonders deutlich!): Noch bevor ich mich für Gott und Christus entscheiden kann, hat Gott sich bereits für mich entschieden – in Jesus Christus. Der Glaube der ganzen Gemeinschaft der Kirche geht mir voraus, „prägt“ mich und trägt mich ein Leben lang, lässt meinen persönlichen Glauben wachsen und reifen. Mein Leben steht unter einem guten Vorzeichen".

 

Taufe mit Wasser

Wasser ist ein Ur-Symbol für Reinigung und Erfrischung, Tod und Geburt, Sterben und Auferstehen. Das Wort „Taufe" kommt von „tauchen". Wer „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Matthäus 28,19) getauft wird, wird eingetaucht in die Liebe Gottes, um aus Gott neu geboren zu werden zu unvergänglichem Leben.

 

Neue Geburt bedeutet: Das letztlich Bestimmende in meinem Leben ist nicht meine biologische Geburt (mein genetisches Erbe mit vorprogrammiertem Sterben-Müssen) und nicht meine „soziale Geburt" (Hineingeborenwerden in ein Milieu, in Belastungen und Schuldzusammenhänge – theologisch auch „Erbschuld" genannt), sondern das letzte Wort in meinem Leben hat Gott, die Quelle des ewigen Lebens.

 

|„Wir wurden mit ihm (Christus) begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben." (Römer 6,4)

|„Wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung." (2.Korinther 5,17)

|„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? ... Ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Römer 8,35-39)

 

Diese Liebe Gottes, aus der ich immer neu leben darf, ist kein Privatbesitz. Sie ist ihrem Wesen nach ein Geschenk zum Weiterschenken:

|„Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben!" (1 Johannes 4,11)

 

 

Salbung mit Chrisam

Das Chrisam (das heilige Öl) ist Symbol für den Geist Gottes. Im alten Israel wurden Könige, Priester und Propheten – sie sind die großen Hoffnungsträger des Volkes – mit Öl gesalbt. Das Neue Testament verkündet, dass Jesus von Nazaret der Gesalbte ist (hebräisch „Meschiach", griechisch „Christos“). Er ist der König, der Priester und der Prophet – Hoffnungsträger wie niemand sonst. Durch die Taufe bekomme ich Anteil an seinem Königtum, Priestertum und Prophetenamt:

 

|„Er hat uns zu Königen gemacht und zu Priestern vor Gott seinem Vater." (Offenbarung 1,6)

|„Ihr seid eine königliche Priesterschaft." (1 Petrus 2,9)

|„Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein." (Joel 3,1; Apostelgeschichte 2,17)

 

Das will die Kirche mit der Chrisam-Salbung nach der Taufe verdeutlichen: Als Christ oder Christin bin ich

 

|Priester/in: Führer/in zu Gott, Vermittler/in der Gottesnähe, Segen für andere ...

|König/in: Freiheit und höchste Würde, Verantwortung für das Zusammenleben, politische Verantwortung (griechisch „polis" = Stadt, Ort des Miteinanders), Beschützer/in der Benachteiligten ...

|Prophet/in: "Sprecher/in Gottes", Verkünder/in, Sozialkritik, "Visionen" für die Zukunft ...

 

 

Überreichung des weißen Kleides

Der Glaube an die Liebe Gottes überwindet soziale Schranken, ermöglicht neue Formen des Miteinanders (auch neue Formen der Politik):

|„Die ihr auf Christus getauft seid, ihr habt Christus angezogen. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid eins in Christus." (Galater 4,27-28)

 

 

Übergabe der brennenden Taufkerze

Jesus Christus sagt: „Ich bin das Licht der Welt!" (Johannes 8,12), aber auch „Ihr seid das Licht der Welt!" (Matthäus 5,14) Es genügt nicht, ein Kirchenlicht zu sein und über die finstere Welt zu klagen. Als Mensch, der seine Taufe ernst nimmt, muss ich selbst Licht in die Welt bringen ...

 

 

Effata-Ritus

Der Täufer berührt Ohr und Mund des Täuflings und spricht das Wort Jesu: Effata" – Tu dich auf! (Vgl. Markus 7,31-37) Die drei „asiatischen Affen" (nichts hören, nichts sehen, nichts sprechen) sind nicht das Ideal christlicher Lebensgestaltung. Christlicher Glaube spricht vielmehr: Effata – öffne deine Sinne! Nimm die Wirklichkeit um dich herum wahr, sei hellhörig, schau genau hin, rede mit und gestalte mit!

Auch von der Taufe gilt das altchristliche Wort:Christ, werde, was du empfangen hast!"

 

Karl Veitschegger (1996/2000)

 

 

Offener Raum

„Die große Explosion der Auferstehung hat in der Taufe nach uns gegriffen. So gehören wir einer neuen Dimension des Lebens zu, in die wir mitten in den Bedrängnissen dieser Zeit schon hineingehalten sind. In diesen offenen Raum hineinzuleben, das heißt getauft sein, das heißt Christ sein.“

Benedikt XVI. (Osterpredigt 2006)

 

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