Karl Veitschegger (2013)

 

Körperliche Schönheit in der Bibel

Statement in der „Langen Nacht der Kirchen“ am 25. Mai 2013, Antoniuskirche Graz


 

Schon vor 2500 Jahren heißt es in einem Gebet der Bibel: „Du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.“ (Psalm 139, 14) Der Beter scheint hier sehr überzeugt zu sein, dass er ein schöner Mensch ist.

 

Namentliche Schönheiten

Es gibt eine Reihe von Männern und Frauen, die in der Bibel ausdrücklich als „schön“ bezeichnet werden: Sara, Rebekka, Rahel, Josef, Mose (als Kind), Saul, David, Abschalom, Abigajil, Batseba, Ester, die Töchter Hiobs, das Liebespaar im Hohelied usw. Auch vom betagten Schriftgelehrten Eleasar wird gesagt: „Er war ein Mann von hohem Alter und edlen Gesichtszügen.“ (2 Makkabäer 6, 18)

 

Quelle der Schönheit

Das Buch der Weisheit nennt Gott „Urheber der Schönheit“ und bezeugt: „Von der Größe und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schließen.“ (Weisheit 13,3-5)

 

Kosmetik

Auch schon in biblischer Zeit helfen Menschen der Natur nach, wenn es um die Schönheit geht: attraktive Kleidung, Schmuck, Körperpflege (Salböl), Frisur und Schminke... – alles das kommt in der Bibel vor, und zwar für Männer und Frauen. Auch Jesus will, dass der Mensch – besonders in Zeiten der Buße und des Fastens – auf ein gepflegtes Äußeres achtet: „Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht!“ (Matthäus 6,17)

 

Schönheitsoperation?

Mit Augenzwinkern behaupte ich: Im Neuen Testament findet sich sogar schon so etwas wie eine „Schönheitsoperation". Lukas (22, 50-51) erzählt: „Und einer von ihnen schlug auf den Diener des Hohen Priesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber [...] nahm das Ohr und heilte den Mann."

 

Gegen Schönheitswahn

Im Neuen Testament finden sich aber auch Warnungen wie diese: „Nicht auf äußeren Schmuck sollt ihr Wert legen, auf Haartracht, Gold und prächtige Kleider, sondern was im Herzen verborgen ist, das sei euer unvergänglicher Schmuck: ein sanftes und ruhiges Wesen. Das ist wertvoll in Gottes Augen.“ (1 Petrus 3, 3-4)

 

Hässlichkeit hat nicht das letzte Wort

Die Bibel kennt auch die Hässlichkeit. So wird im Buch Jesaja von einem anonymen Gerechten gesagt: „Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.“ (Jesaja 53,2-3) Die Jüngerschaft Jesu sah in diesem Prophetentext das Leiden und Sterben ihres Herrn angekündigt. Damit ist klar: Auch in der Hässlichkeit kann sich Gott verbergen. Aber Hässlichkeit hat nicht das letzte Wort, sondern am Ende siegt die Schönheit: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist: das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1 Korinther 2,9)

 

Karl Veitschegger

 

Der Rahmen für das Statement:

Veranstaltung am 25. Mai 2013 in der Antoniuskirche in Graz: „Blicke auf die Schönheit – Von der Bibel bis ins 21. Jahrhundert“ – Gesprächsrunde mit Helmut Hoflehner (FA für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie), Waltraud Posch (Kultursoziologin) und Karl Veitschegger (Theologe)

 

 

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