Karl Veitschegger (2012)

 

Trotz Unheil in der Welt: „Ich glaube, es wird gut“


 

Eine Mure verwüstet ein Dorf. Ein Mann rottet blindwütig seine Familie aus. Eine junge Mutter erhält die Diagnose „Krebs“. Schrecklich. Angesichts dieser und vieler anderer schlimmer Ereignisse fällt es mitunter schwer, überzeugt und überzeugend zu sagen: Die Welt ist gut, es lohnt sich zu leben.

 

Dem Leben trauen

Und doch: Menschen finden, obwohl sie um die Brüchigkeit des Lebens, die Gefährdung menschlichen Miteinanders, die unberechenbare Zukunft unseres Planeten wissen, immer wieder Kraft zum Vertrauen. Sie entdecken Schönes in der Natur, lieben Kunst und Musik, sind fröhlich mit Freunden. Sie verlieben sich, versprechen sich Treue, gründen Familien und sagen ja zu Kindern. Sie feiern Feste, verrichten verlässlich ihre Arbeit, tun anderen Gutes und setzen sich für Gerechtigkeit ein. Warum? Was bewegt Menschen, trotz vieler schlechter Ereignisse dem Leben zu trauen? Sind die Kräfte des Vertrauens und der Hoffnung nur blinde „Instinkte“? Oder sind sie Geschenke, die ein Schöpfer, der er es gut mit uns meint, in unser Herz gelegt hat? Ist die Welt in ihrem Kern vielleicht doch gut?

 

„Es war sehr gut.“

Vor rund zweieinhalb tausend Jahren wurde irgendwo im heutigen Irak von Juden, die man gewaltsam aus ihrer Heimat „ausgesiedelt“ hatte, das erste Kapitel unserer Bibel verfasst. Ein hoch poetischer Text voll Glaube und Kraft: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde …“ Bildhaft wird erzählt, wie der ewige Gott all das, was menschliches Leben ermöglicht und gelingen lässt, ins Dasein rief. Und: „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Es war sehr gut!“ Das, wonach jedes Menschenherz sich bewusst oder unbewusst sehnt, wird von der Heiligen Schrift aufgegriffen, bestätigt und vertieft: Ja, unsere Welt kommt aus einer guten Quelle. Sie ist ein Projekt der Liebe. Und was immer uns widerfährt, letztlich liegt unser Leben in guten Händen. Das Widersinnige, Destruktive und Böse – kein Mensch kann ergründen, warum es geschehen darf – mag sich mächtig gebärden, aber es wird das, was wahrhaft gut und schön ist, nie ganz zerstören können!

 

Auf Christus schauen

Im Neuen Testament knüpft auch Jesus Christus an diese menschliche Ursehnsucht an und verdichtet und ergänzt die Botschaft des Alten Testamentes: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott - und glaubt an mich!“ (Johannes 14,1) Das heißt: Auch wenn der Blick in die Welt oft anderes vermuten lässt, ihr dürft trotz aller Irritationen darauf bauen: Gott ist gut. Schaut vertrauensvoll auf meinen Lebensweg und erkennt: Gott kann sogar das Grauen des Karfreitags in Osterlicht verwandeln. Ungerechtigkeit, Schuld, Leid und Tod können euch arg zusetzen, aber sie  haben nicht das letzte Wort. „Wir wissen, dass Gott bei denen, die ihn lieben, alles zum Guten führt.“ (Römer 8,28)

 

Den Glauben vertiefen

„Ich glaube, es wird gut.“ So drücken Menschen in verschiedenen Lebenssituationen ihre Zuversicht aus. Manchen von ihnen ist Christus (noch) fremd. Und doch verbirgt sich in diesem „Ich glaube, es wird gut“ schon keimhaft der Glaube, zu dessen Entfaltung alle eingeladen sind, besonders auch im „Jahr des Glaubens“: der Glaube an einen Gott, dessen Schöpfung in ihrem Wesen gut ist; der Glaube an die Kraft der Erlösung, die alles Böse zum Guten wenden kann; der Glauben an die Auferstehung, die dem Tod Allmacht und Endgültigkeit nimmt, der Glaube, der in der Gemeinschaft der Kirche seit 2000 Jahren verkündet, gefeiert und gelebt wird. – Ja, die Welt ist gut, es lohnt sich zu leben. „Ich glaube, es wird gut.“

 

Karl Veitschegger

(Beitrag für kirche:konkret zum „Jahr des Glaubens“ 2012)

 

 

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