Karl Veitschegger (2012)

 

„Ich glaube an den Heiligen Geist..."

Gedanken eines katholischen Christen


 

Ohne ihn wäre Jesus für uns nur eine Gestalt der Vergangenheit, die vor 2000 Jahren in Palästina gelebt hat. Aber durch ihn, der alle Zeiten übersteigt und verbindet, ist Jesus auch heute präsent und wir können mit ihm in Beziehung treten: durch den Geist Gottes, den Heiligen Geist.

 

Erfrischend und bewegend

Immer wieder bewegt er Menschen, sich mit Jesus zu beschäftigen, ihm zu vertrauen und nach seiner Botschaft zu leben. Sie fangen Feuer an ihm und geben es weiter. Gemeinschaft wächst, eine weltweite und bunte Gemeinschaft: die Kirche. (Man muss dabei nicht primär an Bauwerke und Institution denken!) In ihr verkünden, feiern und leben Menschen, was Jesus ihnen aufgetragen hat. Und obwohl es unter ihnen auch Streit und großes menschliches Versagen gibt, lässt der Heilige Geist diese Gemeinschaft nie im Stich. Wenn sie sich von Jesus entfernt, reinigt und erneuert er sie – immer wieder. Das ist oft schmerzhaft. Aber er sorgt dafür, dass das Feuer Jesu nie erlischt. Es wird immer Menschen geben, die sich vom Geist des Guten anstecken lassen. Außerdem: „Der Geist weht, wo er will!“ (Joh 3,8). Er bewegt in allen Milieus und Kulturen, Weltanschauungen und Religionen Menschen, nach dem Sinn des Lebens zu fragen, sich für Liebe und Gerechtigkeit einzusetzen, Versöhnung anzustreben, Frieden zu stiften. Allen Widerständen zum Trotz baut der Heilige Geist an der Zukunft, in die Gott uns Menschen führen will.

 

Lebensatem Gottes

In der Bibel wird der Heilige Geist mit dem hebräischen Wort ruach (רוח) und mit dem griechischen Wort pneuma (πνεύμα) bezeichnet. Beide Wörter haben erfrischende, belebende, dynamische Bedeutung: Wind, Hauch, Atem, Lebenskraft, Geist... Man darf sagen: Der Heilige Geist ist der kraftvolle Lebensatem Gottes! Er kommt aus dem Innersten Gottes. Darum nennen wir ihn heilig. Er ist der „Geist des Vaters“ (vgl. Mt 10,20) und der „Geist des Sohnes“ (vgl. Gal 4,6). Er weht, poetisch gesagt, von Ewigkeit zu Ewigkeit zwischen Vater und Sohn. Er ist kein unpersönliches Fluidum – es gibt nichts Unpersönliches in Gott! – sondern personale Liebe. Man kann sagen: Er ist die „dritte Person“ in Gott. („Dreifaltigkeit“ oder „Dreieinigkeit“ Gottes). In inniger Einheit mit dem Vater und dem Sohn ist er der eine Gott, der die Schöpfung hervorbringt, sie zur Freiheit befähigt, sie von ihrer Selbstschädigung heilt und zur Vollendung bringt.

 

In unseren Herzen

Die christliche Taufe und alle Segenshandlungen der Kirche geschehen bewusst „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt 28,19). Menschen werden mit diesen Worten der ewigen Liebe Gottes anvertraut. Diese ist vor 2000 Jahren in Jesus Mensch geworden und ist auch heute präsent – „ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm 5,5). Dort können wir ihr nachspüren. Sie will auch uns bewegen. Ich glaube an den Heiligen Geist.

 

Karl Veitschegger

 

Woran man das Wirken des Heiligen Geistes kennt – Kriterien aus dem Neuen Testament:

 

„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit." (2 Korinther 3,17)

 

„Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“ (Römer 5,5)

 

„Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (ἐγκράτεια = Mäßigung, Enthaltsamkeit, Sich-im-Griff- Haben) " (Galater 5,22–26)

 

„Die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Kinder Gottes. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, sodass ihr immer noch Furcht haben müsstet, sondern ihr habt den Geist der Kindschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ (Römer 8,14f)

 

„Keiner kann bekennen: »Jesus ist der Herr!«, wenn er nicht den Heiligen Geist hat." (1 Korinther 12,3)

 

„Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt." (1 Korinther 12,7)

 

„Geliebte, traut nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus Gott sind […] Daran erkennt ihr den Geist Gottes: Jeder Geist, der Jesus Christus bekennt als im Fleisch gekommen, ist aus Gott und jeder Geist, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott.“ (1 Johannes 4,1–3)

 

„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Timotheus 1,7)

 

 

Gottes Geist wirkt überall

 

„Caritas non est nisi a Spiritu Sancto.” – „Es gibt keine Liebe, die nicht vom Heiligen Geist ist.“ (Augustinus, Petrus Lombardus)

 

„Omne verum, a quocumque dicatur, a Spiritu Sancto est“ – „Alles Wahre, von wem auch immer gesagt, ist vom Heiligen Geist.“ (Thomas von Aquin)

 

 

Artikel über Pfingsten

Artikel über die Symbole des Heiligen Geistes

 

 

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