Karl Veitschegger 2023

 

Halloween – Allerheiligen – Allerseelen

Gemeinsames und Unterschiede


 

Halloween geht, so sagt die Volkskunde, auf ein keltisches Fest namens SAMHAIN (altirisch: Samuin oder Samain ['saṽinʼ]) zurück. Dieses soll am 31. Oktober als Ende der Erntezeit und Anfang der Winterzeit gefeiert worden sein.

 

Die Erde galt in dieser Zeit besonders durchlässig für das Jenseits. Verstorbene nehmen, so dachte man, in dieser Nacht Kontakt zu den Lebenden auf. Diese Begegnungen verlaufen, wenn es noch Unversöhntes zwischen Lebenden und Toten gibt, nicht nur freundlich. Zur Abschreckung der lästigen Totengeister verkleideten sich die Menschen daher angeblich selbst mit furchterregenden Masken und spukten durch die Nacht (Angstverarbeitung?).

 

Wohl aus dem Bewusstsein dieser Jenseitsnähe und des Gedenkens an die in die Ewigkeit Vorausgegangenen wurde im christlichen Irland das Fest ALLERHEILIGEN (anders als in Byzanz und in der frühen röm. Kirche) an den Novemberanfang gesetzt. (Später folgte die gesamte Westkirche dieser Terminisierung.)

 

So entstand mit der Christianisierung auch das Wort HALLOWEEN. Die Kirche Irlands bezeichnete das ursprünglich heidnische Fest im 9. Jahrhundert als „ALL HALLOWS EVE(NING)", als „Abend aller Heiligen“ (Abend vor dem 1. November) und wollte ihm so den Schrecken nehmen.

 

Seit Ende des 10. Jahrhunderts wird, ausgehend von der Benediktinerabtei Cluny, am 2. November ALLERSEELEN hinzugefügt. Es wird dabei vor allem für jene Verstorbenen gebetet, die sich nach katholischem Verständnis noch im PURGATORIUM (Zustand der Reinigung, volkstümlich auch „Fegefeuer“ genannt) befinden und die volle Gemeinschaft mit Gott noch nicht erreicht haben. Sie sind, so sagte man, noch nicht in der EWIGEN RUHE angekommen (nicht Dogma, aber alter Volksglaube: Sie müssen noch „herumgeistern“). Daher die innige Bitte: „Gib ihnen die ewige Ruhe“ — „Lass sie ruhen in Frieden!“ 

 

Sowohl in den Holloween-Bräuchen, die aus Irland in die USA und von dort zu uns gekommen sind, als auch in unseren traditionellen Allerheiligen- und Allerseelen-Bräuchem geht es um die Auseinandesetzung mit dem Tod, mit der Sterblichkeit, mit dem Jenseits usw.

 

Es gibt verschiedene Wege, dieser dunklen Wirklichkeit unseres Menschseins zu begegnen und Ängste zu verarbeiten. Diese Wege müssen nicht gegeneinander ausgespielt werden: Grusel, Klamauk, gespielter Horror, aber auch Trauer, freudige Hoffnung, Licht, Gebet, Friedhofsbesuch, Gemeinschaft, Allerheiligenstriezel …

 

💭Ein Kuriosum: Ich weiß, dass im oberen Mürztal noch um 1900 in der Nacht zum Allerseelentag in manchen Bauernhäusern auf dem Stubentisch Grießkoch und Zwetschkenmus bereitgestellt wurden, falls die Haus-Verstorbenen auf Besuch kommen … Süßes und Saures erwartete sie. (Das hat mir mein in Mürzsteg aufgewachsener Großvater erzählt.)

 

Wie auch immer: Christen und Christinnen müssen keine HEIDENANGST mehr haben. Ob wir leben oder sterben, wir sind in GOTTES HAND. Seine Liebe heilt, reinigt und vollendet uns.

 

Karl Veitschegger

 

Links:

Ein Interview, allerdings nur sehr bruchstückhaft wiedergegeben:

https://karl-veitschegger.at/texte/halloween-interview-veitschegger.pdf

 

Allerheiligenstriezel – verbindet Diesseits und Jenseits

https://karl-veitschegger.at/texte/allerheiligenstriezel.htm

 

Was erwartet uns nach dem Tod (katholische Sicht):

https://karl-veitschegger.at/texte/ewigesleben.htm

 

Allerheiligenkoch

Dieses traditionelle Gericht hat meine Großmutter in Neuberg a. d. Mürz zu Allerheiligen gekocht und wurde von der ganzen Familie nach dem Friedhofsbesuch verzehrt: eigentlich ein einfaches Grießkoch, jedoch wird es mit Holzhackergrieß (Vollwertgrieß) zubereitet.

Rezept für ca. 4 Portionen:

 750ml Milch, 50g Zucker, 150g Holzhackergrieß, eine Prise Salz und ganz viel Butter, etwas Zimt und Rosinen

Die Milch mit einer Prise Salz und dem Zucker aufkochen, den Grieß hinzufügen und köcheln lassen. Butter und Zimt unterrühren. Rosinen dazugeben. Den Topf vom Herd nehmen und einige Stunden stehen lassen. Vor dem Servieren zum Aufwärmen die Butter in einem Topf zerlassen und den Grießbrei dazugeben. Nicht gerade kalorienarm, aber ein kräftigendes Mahl zu Beginn der kalten Jahreszeit.

 

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