Karl Veitschegger (Sonntagsblatt für Steiermark, Dezember 2010)

 

„Können wir noch an das Christkind glauben?"


 

Wenn ich als Volksschulkind gefragt wurde: „Glaubst du noch ans Christkind?“, antwortete ich: „Ich glaube nicht, dass das Christkind mit dem Weihnachtsbaum durchs Fenster fliegt, aber ich glaube an das Christuskind, das in Betlehem geboren worden ist.“

 

Diese Antwort, die aus meinem Mund wohl ziemlich altklug klang, hatte mir meine Großmutter beigebracht. Dass alle Geschenke, die wir Menschen uns gegenseitig machen, letztlich von Gott kommen, verstand ich erst später. „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichter“, las ich in der Bibel (Jak 1,17).

 

Aus eigener Erfahrung wissen wir alle, dass ein Geschenk erst durch die Liebe des Schenkenden und die Freude des Beschenkten „vollkommen“ wird, also zu dem, was wir eigentlich brauchen und zutiefst ersehnen. Beziehungen, nicht Dinge machen uns wirklich glücklich. Das ist der tiefste Sinn der Schöpfung. Das allein vermag uns zu retten. Und genau das hat Gott uns in Christus, der als Kind in unsere Welt gekommen ist, mitgeteilt. Er bewegt uns, einander nicht zu gebrauchen und auszunützen, sondern fair, ehrlich – ja, sagen wir das altmodische Wort – „liebevoll“ miteinander umzugehen. So werden wir einander zum Geschenk. Ja, ich glaube gerne an das Christkind.

 

 

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