Karl Veitschegger (2015)

 

Jahr der Barmherzigkeit 

 

8. Dezember 2015 – 20. November 2016 – „Außerordentliches Heiliges Jahr“


 

Warum hat der Papst ein eigenes „Jahr der Barmherzigkeit“ ausgerufen?

Franziskus ist überzeugt, dass die Menschen unserer Zeit ganz besonders Barmherzigkeit brauchen, auch wenn das alte Wort „Barmherzigkeit“ schwer verständlich geworden ist. Barmherzigkeit meint jene Liebe, die man sich eigentlich nicht verdient und gar nicht verdienen kann. Eine Liebe, die nicht auf Gegenleistung und Nutzen aus ist, sondern aus der Mitte eines großzügigen Herzens kommt. Genau so, sagt der Papst, liebt Gott jeden Menschen – und so sollen auch wir lernen, miteinander umzugehen. „Barmherzig wie der Vater“ (Lk 6,36) ist deshalb das Motto für dieses „Außerordentliche Heilige Jahr“.

 

Was sind „Heilige Jahre“?

Schon im Alten Testament gab es das Ideal des „Jobeljahres“ (Levitikus 25,10.12). Jedes 50. Jahr sollte einen allgemeinen Schuldenerlass und die Befreiung aus der Schuldsklaverei bringen. Die Verschuldeten konnten aufatmen und neu beginnen. Daran knüpfte die Kirche des Mittelalters an und gewährte seit 1300 in „Heiligen Jahren“ oder „Jubiläumsjahren“ bestimmte Erleichterungen der kirchlichen Bußpraxis. Sie waren als Jahre der Versöhnung und Glaubenserneuerung gedacht und sollten ursprünglich nur alle 100 Jahre „ausgerufen“ werden, aber aufgrund der enormen Nachfrage reduzierten die Päpste den Zeitabstand auf zunächst 50, dann 33 und seit 1470 auf 25 Jahre. Das letzte reguläre Heilige Jahr war 2000.

 

Warum jetzt ein „Außerordentliches Heiliges Jahr“?

Papst Franziskus knüpft an das Jubiläum „50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil“ an. In diesem Konzil sieht er ein besonderes Werk des Heiligen Geistes. Gott lehrte seine Kirche damals Barmherzigkeit. Sie sollte – so Konzilspapst Johannes XXIII. – künftig „lieber das Heilmittel der Barmherzigkeit anwenden als die Waffe der Strenge erheben“. Und das sei auch in unseren Tagen wieder nötig, meint Franziskus: Keine Sünde ist so groß, dass Gott sie nicht vergeben kann. Darum werden alle Menschen eingeladen, die grenzenlose Liebe Gottes zu betrachten und das Sakrament der Versöhnung (Beichte) zu empfangen. In der Steiermark wird es eigene „Orte der Barmherzigkeit“ geben mit guten geistlichen Angeboten.

 

Was bedeutet das für den Alltag?

Angeregt von der Liebe Gottes sollen auch wir miteinander gut umgehen. Aufrichtig, klar, um Gerechtigkeit bemüht, aber im Letzten immer barmherzig. Gerechtigkeit ist wichtig und unverzichtbar, aber sie hat nicht das letzte Wort. Das hat die Barmherzigkeit. Weil Gott in seinem Wesen Barmherzigkeit ist. So hat Jesus es uns vorgelebt. Und wir sind eingeladen, ihm nachfolgen.

 

Karl Veitschegger (2015)

 

 

Verkündigungsbulle des Heiligen Jahres von Papst Franziskus

 

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