Karl Veitschegger

 

An die Auferstehung Jesu glauben


 

»Beweise dafür, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, gibt es nicht. Warum sollte man so etwas glauben?«

 

Verrückte Botschaft

Schon bald nach der Hinrichtung Jesu haben seine Jünger und Jüngerinnen verkündet: Er, der gekreuzigt worden ist, lebt; er ist auferstanden! So etwas zu verkünden, scheint ungeschickt und verrückt zu sein. Denn für Leute, die behaupten, mit dem Tod sei alles aus, macht Auferstehung von vornherein keinen Sinn. Und für religiöse Leute damals, ob aus dem Judentum oder anderen Religionen kommend, galt ein Gekreuzigter als von Gott bzw. den Göttern Verfluchter. Mit einem gekreuzigten „Helden“ war also nichts zu holen. Dennoch hat die Anhängerschaft Jesu ziemlich überzeugt ihre Botschaft verkündet. Was trieb sie dazu?

 

Etwas Besonderes erlebt

Sie müssen etwas Besonderes erlebt haben. Viele theologische und historische Jesusbücher geraten in Verlegenheit, wenn sie auf das Thema „Auferstehung Jesu“ zu sprechen kommen. Einerseits kann man sich so etwas nicht wirklich vorstellen. Andererseits ist ohne ein einschneidendes Ereignis die weitere geradezu stürmische Entwicklung des Christentums nicht erklärbar. Dass die Apostel Betrüger waren, ist auszuschließen. Zum Betrüger wird nur, wer sich vom Betrug einen Vorteil erwartet und nicht von vornherein Kopf und Kragen riskiert. Dass sie sich alles nur eingebildet hätten, klingt auch nicht überzeugend. Einmal waren es sogar 500 Jünger, denen Jesus „erschien“. So steht es in einem Paulusbrief, den auch sehr kritische Historiker als echt bestätigen (1 Korinther 15,6). Paulus verweist darin seine Leserschaft auf noch lebende Zeugen und Zeuginnen.

 

Jüdisches Zeugnis

Der jüdische Theologe Pinchas Lapide (1922 - 1997), der sich, ohne je Christ zu werden, intensiv mit Jesus beschäftigt hat, schrieb: „Wenn diese [nach der Kreuzigung Jesu] aufgescheuchte, verängstigte Apostelschar, die eben dabei war, alles wegzuwerfen, um in heller Verzweiflung nach Galiläa zu flüchten; wenn diese Bauern, Hirten und Fischer, die ihren Meister verrieten, verleugneten und dann kläglich versagten, plötzlich über Nacht sich in eine selbstsichere und heilsbewusste, überzeugte Missionsgesellschaft verwandeln konnten, die viel erfolgreicher nach Ostern als vor Ostern wirkte, so genügt keine Vision oder Halluzination, um solch einen revolutionären Umschlag zu erklären.“ (Auferstehung. Ein jüdisches Glaubenserlebnis, Stuttgart München 41983, S. 76f)

 

Sprung in etwas ganz Neues

Was an jenem Ostertag geschah, bleibt letztlich ein Geheimnis. „Auferstehung“ ist weder einfach die Wiederbelebung einer Leiche, noch bloß die geistige Weiterexistenz einer Person, auch nicht nur inneres Erleben der Jünger. Sie übersteigt naturwissenschaftliche, psychologische und historische Kategorien. Benedikt XVI. sprach einmal von einem „Sprung in eine ganz neue Ordnung“ (Osternacht-Predigt 2006). Was immer den Jüngern und Jüngerinnen damals genau widerfahren ist, ihre Erlebnisse bedeuten für uns Christenmenschen: Der Gekreuzigte lebt wirklich – auf eine neue, unvorstellbare Weise – in Gott, unter uns und in uns! Der Glaube an den Auferstandenen befähigt auch heute viele, zuversichtlicher, wahrer, reifer und großzügiger zu leben.

 

Karl Veitschegger (2008)

 

Zum Weiterdenken

 

► „Und es ist nicht daran zu zweifeln, daß der Gekreuzigte dem Petrus erschienen ist [...]."

David Flusser, jüdischer Religionswissenschaftler, in seinem Buch: Jesus, rororo-Verlag Hamburg  211999, S.129

 

► „Der Tod Jesu am Kreuz (und damit der Tod eines Verbrechers) war für die Jünger die absolute Katastrophe ihrer Hoffnungen. [...] Es muss sich etwas ereignet haben, was in kurzer Zeit nicht nur einen völligen Umschwung ihrer Stimmung hervorrief, sondern sie auch befähigte, wieder und verstärkt für die Lehre und Person Jesu einzutreten - trotz des Widerstandes, den diese Verkündigung in der zeitgenössischen Gesellschaft auslöste. Dieses »Etwas« ist der historische Kern, der die Rede von der Auferstehung bewahrheitet, und der Inhalt des Osterglaubens."

Wolfgang Klausnitzer, christlicher Theologe in seinem Buch: Jesus von Nazaret. Lehrer - Messias - Gottessohn, Topos-plus, Verlag Pustet Regensburg 2001, S.123f

 

Zur theologischen Diskussion um die Notwendigkeit eines leeren Grabes für den Auferstehungsglauben ist eine Notiz von David Steindl-Rast über „Regebogenkörper" (Jalü, Jalus) in Tibet zumindest nicht uninteressant:

„Es handelt sich um ein Phänomen, das in Tibet seit Jahrhunderten beschrieben wurde, auch heute noch vorkommt und gut bezeugt ist. In einem typischen Fall bittet ein Lehrer vor seinem Tod, seine Leiche für einige Zeit ungestört zu lassen. In dieser Zeitspanne - etwa ein bis zwei Wochen - schrumpft dann der von einem Tuch bedeckte Leichnam nach und nach zusammen, oder er verschwindet auch ganz, wobei manchmal Haare und Nägel zurückbleiben. Häufig erscheint der Verstorbene noch eine Zeitlang seinen Jüngern, nicht aber der Öffentlichkeit. Lichterscheinungen wie Regenbogen spielen dabei eine Rolle; daher der Name."

David Steindl-Rast: Credo. Ein Glaube, der alle verbindet. Mit einem Vorwort vom Dalai Lama,  Freiburg – Basel – Wien 32011, S.153f

 

Zum Grabtuch von Turin gibt es eine neue physikalische Theorie, die das Verschwinden des Leibes erklärt. Der italienische Physiker Giuseppe Baldacchini ist der Ansicht, eine Annihilations-Reaktion von Materie und Antimaterie könnte die physikalische Seite des

Phänomens erklären: https://www.kath.net/news/37266

 

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